QSC AG – Nieten in Nadelstreifen reloaded?

Die Geschichte der QSC AG ist wahrlich keine Erfolgsgeschichte. Wie andere IT-Unternehmen in Deutschland auch hat das Unternehmen den großen Sprung nach vorne angekündigt, aber nie wirklich geschafft. Aber jetzt kommt es dicke: Während man im Jahr 2013 noch einen Jahresüberschuss von 23,61 Mio. EUR verzeichnete, ist man, wie es die Börsen-Zeitung formulierte, „2014 tief in den roten Zahlen gelandet“. In ganz Deutschland brummt die Wirtschaft, aber QSC strauchelt. In der Ad-Hoc-Mitteilung vom 16. Oktober 2014 heißt es lapidar:

„Wider Erwarten zog angesichts eines spürbaren Konjunkturabschwungs weder das Geschäft mit neuen ITK-Produkten noch das IT-Consulting und IT-Outsourcing nach der Sommerpause deutlich an.“

Hat QSC nur ein Strategieproblem?

Es gibt Probleme bei der Erlösstruktur („Ausbleibende Umsätze in margenstarken Geschäftsfeldern“) und der Kostenstruktur. Daher soll nun jede fünfte Stelle abgebaut werden. Tröstlich für die Betroffenen: Auf dem Arbeitsmarkt werden die hochqualifizierten Mitarbeiter wohl nur geringe Probleme haben, einen neuen Job zu finden. Kosten UND Erlösprobleme verweisen auf ein veritables Strategieproblem. Aber ist das alles?

Ende Mai 2013 hat sich der Mitgründer Bernd Schlobohm nach 16 Jahren von der operativen Spitze des Unternehmens zurückgezogen. Zuvor hatte er den Strategiewechsel von QVC zum integrierten IT- und Telekommunikationsdienstleister eingeleitet. Sein Nachfolger wurde der langjährige Weggefährte und ehemalige Finanzvorstand Jürgen Hermann. Er darf jetzt mit der strategischen Weichenstellung klarkommen, die sein Vorgänger, der Hauptaktionär UND Aufsichtsratsvorsitzende Schlobohm zu verantworten hat.

Während das Unternehmen für das Jahr 2014 einen Verlust von 34 Mio. Euro ausweist, gönnen sich die Aktionäre einen kräftigen Schluck aus der Pulle. 0,10 Euro pro Aktie bedeuten in Summe eine zusätzliche Belastung von 13 Mio. Euro. Cash sei genug da, heißt es. Angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen nicht schuldenfrei ist, bedeutet das aber nur, dass die Ausschüttung nach guter alter Heuschreckenmanier durch Schulden finanziert ist.

Die Konsequenzen

Die derzeitige Lage lässt zwei Szenarien plausibel erscheinen:

  • Das Unternehmen definiert EINEN fachlichen Kernbereich und konsolidiert sich um diesen herum. In jedem Fall braucht das Unternehmen hierfür Geld, auch jenes, das man seinen Aktionären ausgeschüttet hat. Sollte, wie angekündigt, ausgerechnet der preissensitive deutsche Mittelstand zur Hauptzielgruppe erkoren werden, ist die QVC AG allerdings dem Untergang geweiht. Nicht nur liegen bei der avisierten Zielgruppe die Schmerzschwellen besonders niedrig, und damit auch die möglichen Margen – auch sind die Akquisekosten in diesem wettbewerbsintensiven Markt besonderes hoch. Und besonders erfolgreich war man hier mit seinem Portfolio in den vergangenen Jahren auch nicht.
  • Es findet sich ein Käufer. Es könnte für einen Finanzinvestor durchaus interessant sein, das Unternehmen neu aufzustellen und vom alten Ballast zu befreien.

Neue Köpfe statt alte Zöpfe

Mit anderen Worten: Eine neue Strategie muss her, ein radikaler Wandel. Kosten senken allein wird nicht reichen. Aber wer glaubt, dass langjährige Entscheider im Aufsichtsrat und Vorstand dazu in der Lage sind? Vieles spricht dafür, dass der Weg zum Besseren nur über „Leichen“ zu beschritten werden kannt, die nicht nur aus der Belegschaft, sondern auch aus dem Aufsichtrat stammen werden.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert