Wie wirklich ist die E-Book-Wirklichkeit?

Das Jahr 2014 brachte ein Umsatzplus für das E-Book-Geschäft mit sich – aber wie groß war es?

Der Börsenverein gab in seinen Wirtschaftszahlen 2014 bekannt, der Umsatzanteil von E-Books am Publikumsmarkt liege bei 4,3%, sei also im Vergleich zum Vorjahr um 7,6% gestiegen. Quelle hierfür ist das GfK Consumer Panel Media*Scope Buch, das aus insgesamt 25.000 Personen besteht, die monatlich zu ihren Bucheinkäufen befragt werden.  Laut Buchreport.de beziffert der Börsenverein den Gesamtumsatz mit E-Books in Deutschland auf 175 Mio Euro.

Verwirrend wird es, wenn man dies mit den Zahlen der Logistikumfrage der Abteilung Marktforschung des Börsenvereins für 2014 vergleicht. An ihr nahmen 11 Verlagsauslieferungen teil. Sie gaben an, ihr Umsatz im digitalen Bereich sei im Vergleich zum Vorjahr um 40,61% auf 126,11 Mio Euro gestiegen. Im August wird der Börsenverein in seinem Branchenkompendium außerdem die Ergebnisse der Verlags- und der Sortimenterumfrage für 2014 veröffentlichen. Diese werden wiederum ein neues Bild ergeben.

Auch den digitalen Auslieferern selbst fällt die Diskrepanz auf – sie melden sich mit eigenen Zahlen zu Wort. Bookwire gibt bekannt, dass die Digitalumsätze der von ihnen betreuten Verlage 2014 um mehr als 30% gestiegen sind. Readbox berichtet, seine Kunden hätten 2014 ein Umsatzwachstum von 45,9% erzielt.

Nach Aussagen der digitalen Auslieferer sieht die Entwicklung im E-Book-Markt also deutlich rosiger aus, als der Börsenverein es darstellt. Selten lag die Wahrheit so sehr im Auge des Betrachters wie in diesem Fall.

 

Links:

Börsenverein des Deutschen Buchhandels: Der Buchmarkt in Deutschland 2014 [PDF]

Börsenverein des Deutschen Buchhandels: Logistikumfrage 2015

Bookwire: Pressemeldung zum Thema

Readbox: Blogbeitrag zum Thema

Buchreport: Artikel inkl. Angabe von 175 Mio. Euro E-Book-Umsatz

 

Ein Gedanke zu „Wie wirklich ist die E-Book-Wirklichkeit?

  1. Woher kommen eigentlich genau die 175 Mio.? Das müssten doch 4,3% vom Publikumsmarkt sein. Der wiederum ist dem BöV-pdf nach 79,6% (also Wissenschaften und Schule&Lernen abgezogen) und somit rund 7,42 Mrd. groß. Davon 4,3% wären allerdings 319 Mio. (und das noch ungeachtet dessen, dass von Verlags- und Distributorenseite deutlich höhere Anteile gemeldet werden).

    Anders herum gerechnet, wenn die 175 Mio. tatsächlich 4,3% vom Publikumsmarkt wären: das hieße, der Publikums markt wäre 4,07 Mrd. groß und nur 43,7% des Gesamtmarktes (also der 9,322 Mrd.). Dann wiederum stimmt die Genreverteilung nicht – oder eben die Summe des Gesamtmarktes, je nachdem, welche Daten man als „richtig“ annimmt.
    …mmmh, irgendwie gelingt es mir nicht einmal, die Zahlen des Börsenvereins unter einen Hut zu bringen, geschweige denn das mit den Angaben von Verlagen und Distributoren zu vereinbaren.

    Oder habe ich etwas übersehen? Verstehe ich das mit dem Publikumsmarkt vielleicht falsch?

    P.S.: Jetzt habe ich gesehen, wo die 175 Mio. herkommen: 24,8 Mio (verkaufte eBooks) x 7,08€ (durchschnittlicher Preis)

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