Die überraschende Rolle von Führungshierarchien für die Mitarbeitermotivation

Um das Commitment der Mitarbeiter und damit auch die Ergebnisse zu verbessern, sollten Führungskräfte darauf achten, ihre Impulse an Personen in der richtigen Entfernung zu geben. Das legen Studien des Stanford-Professor Nir Halevy nahe, in denen er die sozialpsychologische Construal Level Theory auf das Thema Mitarbeitermotivation anwendet.

Sozialpsychologische Erkenntnisse zur inneren Wahrnehmung von Aufgaben

Die Construal Level Theory postuliert, dass wir andere Menschen und Ereignisse mental unterschiedlich repräsentieren in Abhängigkeit davon, welchen Grad an psychologischer Distanz wir ihnen zuschreiben. Mit mental weit entfernten Personen und Situationen verbinden wir eine abstrakte Vorstellung. Zum Beispiel denkt ein Schüler bei einem Mathematiktest in der fernen Zukunft eher an seine generellen Fähigkeiten im Fach Mathematik als an die Anzahl der Fragen.

Was Motivationsoffensiven erfolgreich macht

Übertragen auf das berufliche Umfeld bedeutet dies, dass wir von hierarchisch weit entfernten Führungskräften (z.B. der Chefin unseres Abteilungsleiters) abstrakte Ideen und allgemeine Motivationsparolen gewohnt sind, während wir von unserem direkten Vorgesetzten, der unsere Projekte kennt, konkretes Feedback erwarten. Passt die empfundene Distanz zum von der Führungskraft gewählten Kommunikationsstil, wird sich der Mitarbeiter inspiriert fühlen. Versucht unser Projektbetreuer, uns mit großen Visionen zu motivieren oder der CEO Tipps zu täglichen Arbeitsabläufen zu geben, läuft das hingegen ins Leere.

Die empfundene Distanz zwischen Mitarbeitern und der Führungsebene wird sich, wie Professor Halevy im Interview mit strategy+business bemerkt, auch durch neue Arbeitsmodelle wie das Home-Office verändern. Manager tun also gut daran, auch bei der Entscheidung für solche Zukunftskonzepte psychologische Faktoren im Blick zu behalten.

Müssen Visionäre immer charismatisch sein?

Indirekt wirft der Artikel die Frage auf, was von Firmenchefs und hohen Führungskräften zu halten ist, die sich mehr auf ihr Charisma als auf klare Strukturen und die Förderung fachlicher Kompetenzen verlassen. Tritt ein solcher Mensch ab, offenbart sich unter Umständen ein Mangel an ausgereiften Nachwuchspersönlichkeiten, die ihre Untergebenen im richtigen Ton anzusprechen wissen.

Link zum Interview mit Nir Halevy: http://www.strategy-business.com/article/00299?gko=1600e

Zusätzliche Quelle: https://portal.hogrefe.com/dorsch/construal-level-theory/

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