Was macht das Corona-Virus mit der Publishing-Industrie?

Die Publishing Industrie steckt bereits seit der Mitte der 80er Jahre in einem kontinuierlichen Umbruch; manche sagen in einer Dauerkrise. Getrieben von technischen Entwicklungen steht die gesamte Branche unter einem gewaltigen Anpassungszwang. Die Insolvenz des Barsortiments KNV im vergangen Jahr, hat nochmal allen Beteiligten vor Augen geführt, wie fragil und wenig redundant unsere Branche ist. Preisbindung und Mehrwertsteuer-Präferenz sind kein Schutz mehr. Strukturell ist die Branche von der Produktion in den Druckindustrie bis zum Buchhandel auf “Kante” genäht.

Und dann kam Corona. Nicht allein die bis zum 19.04.2020 erfolgte Schließung des stationären Buchhandels, sondern der Amazon Lieferstopp hat die Verlage bis ins Mark getroffen. Und nun? Weiterlesen

ChainPrint – Block Chain für die Content-Industrie

Zum Thema ChainPrint hat unser Geschäftsführer Peter Stegen einen Fachartikel im aktuellen „Digital Publishing Report“veröffentlicht (Seite 8ff). Es geht um den Einsatz von Block Chain -Technologie in der Druck- und Verlagsbranche sowie die Gründung einer entsprechenden Infrastruktur-Allianz. ChainPrint soll aus der Print-Community heraus entwickelt werden.

ChainPrint – the first useful publishing block chain

„ChainPrint ist kein eigenständiges bzw. zentrales Produktionssystem (Manufacturing Exekution System – MES) oder eine Druckerei, sondern der Enabler einer mehrstufigen, dezentralen Medien-Produktion und -Logistik. Diverse Prozessteilnehmer (z. B. Druckerei und Verlagsauslieferung) erbringen für Ihre Auftraggeber weiterhin selbständig Leistungen mit eigenen IT-Systemen und Maschinen. Sie melden jedoch geplante und erledigte Prozessschritte über vereinheitlichte Schnittstellen als Transaktionen
auf die genormte ChainPrint-Kette. Solche Mitteilungen kommen im Bestfall direkt aus den
mit dem Internet verbundenen Maschinen.“

Hier gehts zum Download
digital publishing report

Umsatzstruktur der TOP Buchverlage in Deutschland Zahlen 2015/16

Abstract

Gegenüber dem Vorjahr verbessert sich 2016 die Umsatzstruktur der Deutschen Buchbranche deutlich. Die Anzahl der Verlage die einen kontinuierlichen Verlust zu verzeichneten, hat sich halbiert. Etliche überwiegend männliche Geschäftsführer mussten sich einen neuen Job suchen, Weiterlesen

Customizing oder, „Ich will Teil des Problems sein“

Ist das Customizing-Geschäftsmodell vieler Verlagssoftwarehäuser in Wahrheit Teil des Problems vieler Verlage? Behindert eine kurzfristige und auch kurzsichtige IT-Strategie kleinerer Verlage deren langfristiges Überleben?

Bisher waren für mich zwei erfolgversprechende Basis-Strategien erkennbar um einem Verlag eine nachhaltige Perspektive zu geben:
1. Wachsen, (um nahezu jeden Preis. Das Ziel: Alle Vorteile der Skalierung und Industrialisierung zu nutzen, zu der auch Standardsoftware gehört.
2. In die Nische. Nahe ran an die Leser/Kunden (flexibel, schnell, anpassungsfähig und Individuell), 
entweder mit Standardsoftware oder mehr oder weniger individualisierter Software. Beide Wege schienen mir plausibel. Weiterlesen

An Industrialisierung im Publishing führen nur Holzwege vorbei

Die relevanten Merkmale der Industrialisierung sind aus meiner Sicht: Arbeitsteilung, Standardisierung, Internationalisierung, Digitalisierung und Automation. Ohne eine echte  Transformation der Verlagsbranche zur Publishing Industrie, werden die Zukunftsaussichten auch künftig keine rosigen sein. Vor diesem Hintergrund sollten zwei kleine Meldungen, aus dem Vorfeld der Buchmesse besonders beachtet werden.

Internationalisierte Arbeitsteilung

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Was ist künstliche Intelligenz und wie können Verlage sie nutzen?

Zu diesem Thema hat unser geschäftsführender Partner Klaus-Peter Stegen einen unterhaltsamen Überblick für das digitale Blog des Börsenblatts verfasst:

Beitrag „Was verstehen wir unter KI?“ auf bookbytes

 

Was Bernd Hirsch (CFO von Bertelsmann) so alles erzählt

Am 09.09.2017 erschien in der Börsen-Zeitung ein interessantes Interview mit Bernd Hirsch, dem CFO von Bertelsmann. Hier eine inhaltliche Zusammenfassung der meiner Meinung nach interessantesten Aussagen.

Penguin Random House (PRH)

Im Juli hat Bertelsmann die Anteile am Publikumsbuchverlag Penguin Random House (PRH) aufgestockt. Mitgesellschafter Pearson wollte seine Beteiligung eigentlich komplett verkaufen oder eine hohe schuldenfinanzierte Ausschüttung. Geeinigt hat man sich auf eine Mischung aus beidem. Heute gehören Bertelsmann 75%. In 18 Monaten kann Pearson die Verkaufsoption für die letzten 25% an Random House ziehen. Es scheint, als habe Bertelsmann gut verhandelt. Man verfügt über die strategische Mehrheit, kontrolliert jetzt das Unternehmen und der Kaufpreis und der Preisbildungsmechanismus für die verbleibenden Anteile wurde auf das 2-Fache des EBITDA begrenzt.

Sollte Pearson seinen letzten Anteil verkaufen wollen, und davon ist wohl auszugehen, hält sich Bertelsmann alle Optionen zur Finanzierung des Deals offen, auch die von Private Equity-Investoren oder sogar einen Börsengang. Allerdings betont Bernd Hirsch: „Das ist aber kein Szenario, in dem wir denken.“ Dass die Beteiligung eines privaten Investors keineswegs abseitig ist, zeigt das Beispiel RTL-Group. Hier reduzierte Bertelsmann auf 75%, um den Transformationsprozess zu finanzieren.

Das wahrscheinlichste Szenario scheint mir, dass Bertelsmann dafür eine Anleihe platziert, um den Deal zu finanzieren – warum sonst das Interview in der Börsen-Zeitung?

Finanzziele von Bertelsmann

Sein Ziel, bis 2020 einen Umsatz von 20 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 3 Mrd. Euro zu erwirtschaften, will Bertelsmann durch eine Kombination aus organischem Wachstum und Akquisitionen erreichen. Das sind ambitionierte Ziele, wenn man bedenkt, dass in den vergangenen 5 Jahren Geschäfte mit einem Gesamtumsatz von rund 2 Mrd. Euro Umsatz abgestoßen und für 4,3 Mrd. Euro in Wachstums- und Digitalgeschäfte investiert wurden.

150 Start-up-Beteiligungen als eigenes Geschäftsfeld

Investiert habe man in „relativ viele kleine bis mittlere Tickets. Das hat etwas mit Risikostreuung zu tun. Ich sehe aber auch keine riesige Milliardentransaktion auf uns zukommen.“ Bertelsmann hat, so Hirsch, weltweit 150 Beteiligungen im Digitalbereich und betrachtet diese Aktivitäten als eigenständiges Geschäftsfeld. Offenbar investiert Bertelsmann aus zwei Gründen: Einerseits als „Technologie-Scouting“ und zum anderen, um durch den späteren Verkauf von Beteiligungen einen guten Schnitt zu machen. „Allein in China haben wir durch Beteiligungsverkäufe in den vergangenen Jahren knapp 300 Mill. Dollar eingespielt mit extrem guten Renditen.“

Sorgenkinder des Konzerns: Druck, Logistik, Zeitschriften

Offenbar liegt Arvato insgesamt unter der konzernweiten Erwartung der EBITDA-Marge von 15%. Laut Bernd Hirsch wird es für die Dienstleistungsgeschäfte von Arvato „eher schwierig sein, eine Rendite von 15% zu erreichen.“ Ähnlich sieht es wohl auch bei der Printing Group aus. Wie hart dieser Markt ist, zeigt die wenig unternehmerische Aussage „Die Märkte kriegen immer mal wieder ein bisschen Wind, wenn ein Wettbewerber ausscheidet.“ Mit anderen Worten: Die Märkte schrumpfen und die Marktanteile werden neu verteilt. Die Strategie dazu nennt man: „Last Man Standing-Strategie“ – wenn genügend Wettbewerber über die Wupper gegangen sind, steigen auch wieder Preise und Erlöse. Bis dahin muss man einfach nur durchhalten. Dass ein Verkauf der Printing Group auf der Agenda stehen könnte, weist der Finanzchef strikt zurück.

Gruner + Jahr

Gruner + Jahr sieht er offenbar positiver. Obwohl G+J immer noch am Kämpfen ist, würden nach der Fokussierung auf Frankreich und Deutschland die Digitalumsätze zweistellig wachsen. Was auch nichts anders heißt, als dass die Umsätze im Kerngeschäft weiter schrumpfen und auch in Zukunft die (Personal)-Kosten den Erlösen angepasst werden müssen.

Begeisterung klingt anders.

Zusammenfassung Börsen-Zeitung