Gastbeitrag von Matthias Koeffler:
Einem berühmten Kölner wird ein berühmtes Zitat zugeschrieben. „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“, soll Konrad Adenauer gesagt haben. Wenn man sich die Begründung von Bastei Lübbe ansieht, die schlechter werdenden Halbjahreszahlen (veröffentlicht am 12.11.2015, das Geschäftsjahr beginnt am 1. April, wir berichteten) schön zu reden, könnte man den Eindruck bekommen, dass dieser Satz hier besonders offensiv gepflegt wird.
Deshalb wiederholt man zur Beruhigung der Investoren gern das Argument, das man schon letztes Jahr benutzt hat, denn daran kann sich sicher keiner mehr erinnern. In einem Interview auf Börsenblatt-Online sagt Geschäftsführer Thomas Schierack heute vor einer Woche gleich auf die erste Frage, warum Bücher so stark (um 16,5 Prozent) verloren haben:
„Das liegt zum Großteil am Auslieferungsrhythmus unserer Topseller, der in diesem Jahr anders ist. Im Vorjahr war die Startauflage des neuen Bestsellers von Ken Follett bis Ende September längst ausgeliefert – diesmal setzen wir unter anderem auf den neuen Roman von Sebastian Fitzek, der aber erst im Oktober, also erst nach Ende des Bilanzstichtags und damit zu Beginn des zweiten Halbjahres auf den Markt kam. In beiden Fällen geht es um Millionenbeträge.“
Boersenblatt-Interview mit CEO Thomas Schierack
Wenn man sich die Pressemitteilung vom 14. November 2014 ansieht, in der ebenfalls eine schlechte Halbjahresbilanz (minus 20,8 Prozent) begründet werden musste, stellt man fest: Letztes Jahr war Follett zwar angelaufen, aber hieß es, er hätte noch keine Auswirkungen auf die Bilanz gehabt. Wörtlich:
„Der Umsatzrückgang begründet sich darin, dass im ersten Halbjahr 2013/2014 ein hoher Umsatz und Ergebnisbeitrag aus dem im Mai 2013 veröffentlichten Bestseller „Inferno“ von Dan Brown enthalten war. Dieser stand für etwa 9 Millionen Euro Umsatz. Im ersten Halbjahr 2014 fehlte ein solcher Blockbuster. Der am 16. September erschienene Weltbestseller „Kinder der Freiheit“ von Ken Follett konnte diesen Rückgang aufgrund der kurzen Verkaufszeit bis Halbjahresende (30. September) noch nicht ausgleichen.“
Halbjahresergebnis 2014/2015 Bastei Lübbe AG
Die Aktionäre haben es geschluckt. Der Kurs stieg leicht von 7,55 (12.11.2015) auf 7,60 Euro heute (Stand 12 Uhr).
Wie auch immer das Ergebnis am Ende des Geschäftsjahres zustande kommt, die Begründungen auf dem Weg dahin dürfen gern einfallsreicher werden.
Mathias Koeffler ist Herausgeber von LANGENDORFS DIENST. Dort ist dieser Beitrag am 23. November auch zuerst erscheinen.