Mediendienstleister durch VG Wort-Urteil verunsichert

Im Mai 2016, kurz vor der Jahreskonferenz der Deutschen Fachpresse, haben wir die Mediendienstleister in unserem Panel gefragt:

Wird das BGH-Urteil negativen Einfluss auf Ihr Geschäft haben?Auswirkungen des VG Wort-Urteils für Mediendienstleister

Nur 45% der Dienstleister waren sich sicher, dass das BGH-Urteil zu den VG Wort-Ausschüttungen keine Auswirkungen auf ihr Geschäft hat. Ein Panel-Teilnehmer meinte dazu:
„Die potenziell betroffenen Verlage sind verunsichert und befürchten – individuell unterschiedlich – z.T. existenzbedrohende Rückzahlungsforderungen. Das führt bei Verlagen zur vollständigen Blockade von Investitionen, obwohl perspektivisch gerade jetzt in Rationalisierungsoptionen investiert werden müsste.“

Konsequenzen für digitale Mediendienstleister und ihre Verlagskunden

Wenn 45% der Mediendienstleister nicht wissen, ob bzw. inwieweit sie betroffen sind, dann ist das aus mehreren Gründen keine gute Nachricht für die Branche im Ganzen:

Brain-Drain

Die Dienstleister haben in den vergangenen Jahren, getragen von einer positiven Geschäftserwartung, viel qualifiziertes Personal aufgebaut, dessen Auslastung jetzt unsicher ist. Müsste als Anpassung an ausbleibende Umsätze dieses Personal wieder entlassen werden, bekommt derzeit sicher jeder dieser Mitarbeiter einen neuen Arbeitsplatz – aber in einer anderen Branche. Ein solcher Brain-Drain ist jedoch weder im Interesse der Dienstleister noch der Verlage.

Domino-Effekt

Sollten Softwarehäuser aus der Medienindustrie infolge der Liquiditätsknappheit einiger ihrer Kunden auch ins Straucheln kommen, kann dies auch Auswirkungen auf die anderen Verlagskunden dieser Dienstleister haben. Ein schwer beherrschbarer Domino-Effekt kann dann nicht mehr ausgeschlossen werden.

Von einer Ausgaben-Zurückhaltung der Verlage werden aber nicht nur die digitalen Dienstleister betroffen sein, sondern alle Leistungsanbieter für Verlage, die keine lang laufenden Verträge haben. Wenn es wirtschaftlich eng wird, werden immer die Marketingetats gekürzt, Projekte gestrichen und Neueinstellungen verschoben. Die aktuelle Unsicherheit im Markt kann daher kaum ohne Auswirkungen auf Werbeerlöse der Branchentitel bleiben.

Let’s Talk

Die Unsicherheit auf Dienstleisterseite offenbart eine ungesunde Distanz zwischen den Verlagen und ihren IT-Partnern, obwohl faktische beide im selben Boot sitzen. Ob vom Berliner Gesetzgeber noch günstige Winde kommen, ist derzeit völlig unklar. Es ist also höchste Zeit, sich zusammenzusetzen, die Segel zu reffen und gemeinsam in dieselbe Richtung zu rudern – sonst läuft unsere Branche auf Grund.

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