Kündigungen sind auch eine Form von Visitenkarten.

Ein Fall ist kein Fall, zwei sind Zufall, aber drei sind ein Trend. Innerhalb der letzten Wochen haben drei Verlagsgeschäftsführer ihren Posten räumen müssen. Die Tatsache selbst ist nicht wirklich bemerkenswert, wohl aber der Ablauf.

Das ein oder andere Gerücht gab es schon. Aber meistens keine offizielle  Meldung. Dann aber fand still und leise in allen drei Fällen eine Veränderung im Impressum der Web-Seiten statt. Konkret geht es um van Maanen (Schlütersche), Klein (Chmielorz) und Oppermann (Beuth). Alle drei Geschäftsführer waren plötzlich weg. Ohne Angabe von Gründen, ohne Pressemeldung, nichts. In der Branche schüttelt man den Kopf. Ein allseits sehr geschätzter Fachverleger brachte es auf der VDZ Tagung in Berlin auf einen simplen Nenner: „unprofessionell“.

Gesellschafter werden sicher gute Gründe haben, sich von Geschäftsführern trennen zu wollen. Aber wenn, dann doch bitte nicht so. In dem Augenblick, in dem ein einzelner Mitarbeiter im Haus aufgefordert wird das Impressum zu ändern, weiß es das ganze Haus – und weiß es das Haus, weiß es die Branche. Ein sang- und klangloser Abgang ohne öffentliche Erklärung spricht sich in der Branche blitzschnell herum.

Der Wert des Employer Brandings umfasst auch und gerade den Ruf eines Unternehmens bei Führungskräften. Für die deutsche Verlagsbranche, in der jeder jeden kennt, gilt das ganz besonders. Da können Verlagsmarken sehr schnell beträchtlichen Schaden nehmen, mit dem Effekt, dass die Besetzung offener Stellen mit guten Leuten schwerer fällt, länger dauert und teurer wird. Ob man dann noch die besten Kandidaten gewinnen kann, ist ebenfalls fraglich. Wer will schon zu einem „unprofessionellen“ Haus wechseln?

Eine saubere, klar kommunizierte, mithin professionelle Trennung von Führungskräften gehört zum kleinen Einmaleins für Gesellschafter. Es ist offensichtlich: Im Umgang mit Führungskräften gibt es hinsichtlich der Professionalität noch erkennbar Luft nach oben.

3 Gedanken zu „Kündigungen sind auch eine Form von Visitenkarten.

  1. Was wäre denn hier ein Best Case?

    Ich überlege, ob Transparenz wirklich immer im Sinne der Führungskraft wäre… gerade, wenn man sich aufgrund von Differenzen oder wegen schlechter Ergebnisse getrennt hat.
    Dann beurteilen die Führungskraft und die Gesellschafter die Lage wahrscheinlich sehr unterschiedlich. In den Fällen bleibt fast nur eine neutrale Formulierung à la „er/ sie möchte sich neuen beruflichen Aufgaben widmen“ oder eben ganz ohne Begründung.
    Mir fehlt gerade wirklich etwas die Fantasie, wie so etwas immer gleichzeitig offen & transparent und im Sinne der Führungskraft vonstatten gehen könnte.

    • Hierzu zwei Anmerkungen: 1. Ein bisschen Transparenz ist im Zeitalter sozialer Medien nicht mehr möglich. Es wirkt einfach unprofessionell im Impressum zu kommunizieren, aber keine Pressemeldung zu dem Thema zu verbreiten. Kurz: Unternehmen sollten offensiv den Sachverhalt kommunizieren, mehr muss nicht sein. Ideal wäre es natürlich, wenn es eine Sprachregelung mit der betreffenden Person gibt, die diese auch öffentlich vertritt.
      2. Das beschriebene Vorgehen wirkt auf mich und viele andere einerseits impulsiv und unüberlegt und durch die Heimlichtuerei schwach und unsouverän. Speziell in dieser Wirkung sehe ich den Schaden für das Unternehmen. Ich denke es ist machbar, diesen Prozess strukturiert vorzubereiten und abzuarbeiten, die Branchenmeldung gehört dazu. Die Gründe zu nennen halte ich für nicht erforderlich.

  2. Eine offene, transparente Unternehmenskultur ist jeder »Stelle« vorzuziehen. Vielleicht sollten die Medienhäuser überlegen – ob ihre eigenen »Soft Skills« noch stimmen?

    Diese Meldung passt in die Reihe:

    Personalkarusell
    DuMont. Medienhaus ohne Expertise? Publizistik-Vorstand Robert von Heusinger wird durch den Verantwortlichen für „Organisation und Beteiligungen“ Otto Christian Lindemann ersetzt. Kerngeschäft im Führungsgremium? Fehlanzeige.
    http://publishervor9.de/newsletter/2015/11/05_21.html

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