„Bertelsmann trennt erfolgreich die Spreu vom Weizen und der Konzern gedeiht“ – das war im O-Ton die Botschaft vom Vorstandsvorsitzenden Thomas Rabe auf der Pressekonferenz für die Zahlen aus 2014. Aber wie stabil sind die nach dem „Rückbau strukturell rückläufiger Geschäfte“ verbleibenden Kerngeschäfte wirklich?
Neben der RTL Group als Klassenprimus sowie Gruner + Jahr als Dauerbaustelle lohnt es sich, ein weiteres Kerngeschäft ins Blickfeld zu nehmen: die Dienstleistungs-Tochter Arvato. Sie ist mit einem Umsatzanteil von 28,2% ein wichtiges Standbein für Bertelsmann. Ihr Anteil am operativen Ergebnis ist allerdings mit 16,0% in 2014 deutlich geringer. Im Geschäftsbericht ist die Rede von Anlaufverlusten für Neugeschäfte und zunehmendem Margendruck, von „in Summe“ und „nahezu“ stabiler Entwicklung. Das Umsatzwachstum ist fast ausschließlich auf Zukäufe zurückzuführen – das organische Wachstum liegt unter 1%.
Welche Schwachstellen im Geschäft mit E-Commerce- und Finanzdienstleistungen die Ursache sind, geht weder aus dem knappen Zahlenwerk noch aus Thomas Rabes Worten hervor – der Stichpunkt „Profitabilitätsprogramm“ auf seiner Vortragsfolie zu Arvato blieb unkommentiert. Anders als die Portfoliobereinigung betreibt Rabe die Transparenz im Kerngeschäft mit mäßigem Eifer. Für die Medienbranche aber ist es entscheidend, einschätzen zu können, ob Bertelsmann im Unternehmenskern der Hitze der Digitalisierung standhalten kann.